„Und sie war jedes Mal ganz groß dabei, wenn es hieß – AMIGA-COCKTAIL: Unsere Bärbel Wachholz!“ Dieser Satz hat sich meinem Gedächtnis am stärksten eingeprägt, als Heinz Quermann sie am 14. Januar 1984 in der Fernsehshow „Spiel mir eine alte Melodie“ ansagte. Beliebt wie eh und je, empfing starker Beifall die Sängerin, die 1956/57 als der alles überstrahlende Stern am Schlagerhimmel aufgegangen war. Sie erwarb sich über 15 Jahre hinweg eine Beliebtheit und Anerkennung beim Publikum, die bis heute nachwirkt und die Menschen in ihren Bann zieht. Und nun jährt sich zum 85. Mal der Geburtstag von Bärbel Wachholz, die am 20. Oktober 1938 in Angermünde das Licht der Welt erblickte. Nach dem 2. Weltkrieg wuchs sie in Eberswalde auf wie einst schon ihr Vater Alfred. Bärbels musikalisches Talent fiel früh auf. Sie unterhielt in den Schulpausen nicht nur ihre Mitschüler mit dem Gesang der neuesten Schlager, sie errang auch Preise bei verschiedenen Musikwettbewerben. 1953 sang sie das Lieblingslied ihres Schuldirektors vor etwa 800 Menschen auf seiner Beisetzung. Ein Jahr später trat sie zum großen Stadtjubiläum erstmals vor Tausenden Zuschauern auf der Freilichtbühne auf – in der Operette „Im weißen Rößl“. Die musikalische Laufbahn war nicht mehr aufzuhalten. Nach Abschluß ihrer Lehre als Fotografin mit Facharbeiterbrief ging sie mit dem Tanzorchester Max Reichelt auf Ostseetournee und meldete sich dabei in Rostock zur Talenteschau des Berliner Rundfunks an, zur „Kleinen Premiere“. Als zweite qualifizierte sie sich für das DDR-Finale während der Rundfunk- und Fernsehwoche in Berlin. Wenige Tage vor ihrem 18. Geburtstag, erreichte sie unter den Sängerinnen die zweithöchste Punktzahl. Günter Gollasch, Leiter des Tanzorchesters des Berliner Rundfunks, aber meinte: „Eigentlich war sie schon damals klar die Beste, sie hätte gewinnen müssen. Aber sie war den meisten Jury-Mitgliedern wohl zu jung. Das zeigte sich in den folgenden Wochen und Monaten – denn nun stürzten sich Komponisten, Orchesterleiter und Rundfunkredakteure auf sie.“ Noch 1956 kamen ihre ersten Verpflichtungen für große Rundfunkveranstaltungen und Studioaufnahmen. Mit viel Talent und Charme schaffte sie es binnen weniger Monate ganz an die Spitze der Schlagerinterpreten und war dort auf viele Jahre hinaus nicht mehr zu verdrängen.

Das MDR-Fernsehen zeigt zwei Bärbel Wachholz-Sendungen

Zu ihrem 85. Geburtstag würdigt sie das mdr-Fernsehen mit der Ausstrahlung von gleich zwei Sendungen! Eine knappe Stunde vor Beginn von Bärbels Geburtstag zeigt der Sender am Donnerstag, dem 19. Oktober, um 23.05 Uhr das Halbstundenporträt „Damals – Die Schlagerlegende Bärbel Wachholz“ und am Sonntag, dem 22. Oktober, folgt zur besten Sendezeit um 20.15 „Ein Abend für Bärbel Wachholz“ – 90 Minuten vollgepackt mit vielen, vielen Fernsehauftritten der Sängerin, aber auch mit Zeitzeugenaussagen und mit Aktionen zur Bewahrung ihres künstlerischen Vermächtnisses gerade in ihrer Geburtsstadt Angermünde – so beim Bärbel Wachholz-Schlagerfest über 10 Jahre hinweg, mit der Benennung des Bärbel-Wachholz-Weges, der Neuproduktion ihrer Titel durch einstige Kollegen und mehr. In dieser Sendung kommt auch Walter Bühling zu Wort, der zu Bärbels Wegbegleiter in ihren letzten Lebensjahren wurde. Ebenso der Journalist Michael-Peter Jachmann, der für das kommende Jahr eine neue Bärbel Wachholz-Ausstellung mit Unterstützung des Deutschen Rundfunk-Archivs und der Stadt Angermünde vorbereitet – anläßlich ihres 85. Geburtstages 2023 und 40. Todestages im November 2024.

Bisher unbekannte Fernsehausschnitte jetzt gefunden!

Derzeit ist er mit neuen Recherchen unter anderem im Deutschen Rundfunkarchiv in Potsdam-Babelsberg beschäftigt: Ich habe frohe Kunde für die vielen Bärbel Wachholz-Fans, denn in den vergangenen Jahren sind noch weitere Bestände erschlossen worden, in denen sich Fernehmaterial mit Bärbel Wachholz-Auftritten fanden. So wirkte sie 1963 in einem Kulturprogramm zum Tag der Nationalen Volksarmee mit, das Publikum feierte sie euphorisch. Und es gibt noch Ausschnitte aus der ersten Folge der Sendereihe „Gelernt ist gelernt“ von 1964. Leider nicht komplett. Aber Bärbel ist mit einer Neuauflage ihres frühen Hits „Nimm deine Blumen und geh“ dabei und außerdem im Schlußblock aller Mitwirkenden mit ihrer damals aktuellen AMIGA-Single „Warten fällt so schwer“ – live gesungen! In einer weiteren Sendung vom Frühjahr 1964 „Unterwegs zwischen Warnow und Werra“ ist sie mit „Gitarren im Mai“, ihrem Hit zum Deutschlandtreffen dabei, diesmal in der originalen AMIGA-Aufnahme. Auch unter den Rundfunksendungen gibt es Neuentdeckungen. So Folgen der „Schlagerrevue“ und von „Schlager exquisit“ und von der Auszeichnung der Siegerinterpreten 1965 und 1966 im „Schlagerbriefkasten“.

Am 20. Oktober zum Gedenken am Bärbel Wachholz-Grab

Trotz des voraussichtlich schlechten Wetters werden sich sicherlich am 20. Oktober wieder viele Fans an ihrem Grab auf dem Friedhof in Berlin-Französisch Buchholz einfinden, um Bärbel Wachholz zu gedenken.